3. – 8. September 2019
Wir verabschieden uns von Kirsten und fahren mit dem Bus nach Bacalar, einem kleinen, verschlafenen Ort an der „Laguna de Siete Colores„. Es ist brütend heiß, als wir ankommen. Unser Hotel ist etwas außerhalb und wir nehmen ein Taxi. Das Haus macht den Eindruck schon deutlich bessere Tage gesehen zu haben, aber der Blick aus dem Fenster entschädigt. Das Personal scheint sich so gar nicht für uns zu interessieren, das Hotel ist eher ein Beach-Club mit drei Zimmern. Weil das nicht so unser Ding ist, sind wir viel unterwegs und entdecken in der Nachbarschaft schöne Plätze für den Abend und das Frühstück am Morgen. Die meisten Strecken gehen wir zu Fuß – bis ins Dorf sind es vier Kilometer – und so tun wir etwas für unsere Fitness und gewöhnen uns auch mehr und mehr an die Wärme.
Mit einer Länge von über 42 und einer Breite von 2 Kilometern ist „Die Lagune der sieben Farben“ das zweitgrößte Süßwasserresevoir Mexikos. Das Wasser ist kristallklar und der Sandboden glitzernd weiß. Hier sind sie, die Farben der Karibik, in einem Süßwassersee.
In der Lagune befinden sich sieben Cenoten mit unterschiedlicher Tiefe. Je nach Tiefe changieren die Farben. Die mit 90 Metern tiefste heißt „Cenote Negra“.
Abgesehen von der feuchten Hitze ist Bacalar sehr entspannt. Viel Zeit verbringen wir am und im Wasser. An einem späten Nachmittag machen wir eine zweistündige Bootstour. Der erste Bade-Stop ist am so genannten Piratenkanal, der die Lagune mit der Karibischen See verbindet. Beim Waten und Schwimmen ändern sich die Temperaturen innerhalb weniger Meter. Robert lernt die Strömungen kennen. Drei davon gibt es in unterschiedlichen Tiefen, lesen wir später. Seinen Namen hat der Kanal von den Piraten, die hier wiederholt in die Lagune eindrangen und Bacalar überfallen haben. Das hatte erst ein Ende, als genau gegenüber des Kanals eine Festung gebaut wurde, von der aus Eindringlinge schnell gesehen und in die Flucht geschlagen werden konnten.
Auf die Besichtigung der Festung verzichten wir. Dafür testen wir das einheimische Essen. Robert probiert Mole, eine besondere Soße, die aus bis zu 150 verschiedenen Zutaten gekocht wird: Schokolade, Zimt, Rosinen, Nelken und natürlich verschiedne Chillis gehören dazu. „No le gusta!“ (Ein Mexikaner, der uns in Valladolid, die Keramiktöpfe zeigt, in denen Mole zubereitet wird, lobt Roberts Mut, meint aber, daß ihm die Soße auch nicht schmecke.) Tacos, kleine Maisfladen, und Soßen sind, wie es scheint, die Hauptbestandteile mexikanischen Essens. Morgens, mittags und abends. Und Fleisch, Fleisch, Fleisch. So kommen wir doch immer wieder zu Touristenfood: Pizza, Toast und vegetarische Burger.
Wie schon in Tulum finden wir an vielen Hauswänden Graffiti. Eigentlich sind es eher Malereien, Nachrichten, Bilder, die eine Botschaft haben. Juana de Asbaje, die wir an der Wand einer Schule finden, ziert auch den 200 Peso-Schein. Sie stritt für soziale Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung der Frauen. Weil sie in der Gesellschaft tätig sein wollte, wurde sie Nonne. Nur so konnte sie ohne die Protektion einer Heirat agieren. (Im kommenden Jahr soll es neue 200 Peso-Scheine geben, mit einem neuen Bild, dem Bild eines Mannes)
An der Cenote Cocalito gefällt es uns besonders gut. Im Wasser gibt es Hängematten und Schaukeln die Abkühlung versprechen. Hier leben Stromatolithen. Einzellige Lebensformen, die zu den ältesten auf unserem Planeten gehören und die ersten Sauerstoffproduzenten gewesen sein sollen. Ähnlich Korallen, wachsen sie langsam und betreiben in ihrer obersten Schicht Photosynthese. Es gibt sie nur in sehr sauberem und mineralstoffreichen Wasser. Sie werden besonders geschützt. Das heißt nicht, dass man nicht in nächster Nähe baden kann, die Betreiber der Cenote achten aber streng darauf, das nicht geraucht, getrunken und gegessen wird. Nach dem Bad liegen wir im Schatten, lesen oder hören Musik und entspannen.
Vom Zimmer genießen wir einen tollen Blick auf die Lagune. Den Sonnenaufgang lassen wir uns an keinem Tag entgehen. Fünf Tage sind wir hier und jeder Morgen ist anders. Großes Kino direkt vom Bett aus gesehen.
Am letzten Tag finden wir einen „ökologischen“ öffentlichen Strand. 500 Meter vor dem Wasser gibt es einen kleinen Unterstand, an dem wir zehn Pesos Eintritt bezahlen. Essen und Trinken sind auch hier verboten. Der Weg durch den Wald öffnet sich in eine wunderschöne kleine Bucht: Ein Steg, zwei Bänke, ein kleiner Unterstand. Es ist still, das Wasser wunderschön und wir sind (fast) allein.