21. März 2020

Frühlingsanfang in Europa. Tagundnachtgleiche. Wir werden, wenn wir am Montag nach Hause kommen, dieselben Sonnen-auf- und -untergangszeiten haben, wie hier am Äquator eigentlich das ganze Jahr.

Heute Morgen war es kurz noch einmal aufregend. Aus der Botschaft war die allgemeine Nachricht gekommen, dass die Maschinen überbucht sein könnten und als der Online Check-in dann über eine Stunde nicht zu erreichen war, wurden wir doch etwas nervös. Letztlich hat es aber gut geklappt. Nur mit dem vegetarischen Essen wird es wohl nichts, es gibt Einheitsessen, derart verpackt, dass das Bordpersonal so wenig als möglich mit uns in Kontakt kommen muss. Corona ist überall.

Ab 19 Uhr ist hier absolute Ausgangssperre. Gestern haben wir noch danach Feuerwerkskörper explodieren sehen und etwas entfernt ein Hupkonzert und Menschenchöre etwas skandieren gehört. Eine Demonstration?

Heute wieder strahlender Sonnenschein. Wir gehen noch einmal raus. Einkaufen. Das müssen wir eigentlich nicht. Und als wir vor dem Supermarkt kommen zeigt sich ein Bild, das uns schon aus Berlin geschildert wurde: Nur wenn ein Kunde den Laden verlässt, darf ein anderer hinein. Eine etwa 20 Meter lange Schlange bildet sich vor der Tür. Wir verzichten.

Was wir auf der Straße sehen, konnten wir die letzten Tage schon von unserer Terrasse (mit Blick auf einen kleinen Park und Freizeitzentrum) aus beobachten: Die öffentlichen Räume sind leer, beinahe die Einzigen, die noch immer auf der Straße sind, sind die, die immer auf dort leben: Obdachlose und Drogengebraucher. Sie fallen jetzt noch viel mehr auf, weil all das Fülsel wegfällt, das die anderen von uns sonst täglich bilden. Und noch mehr als sonst sehen sie verloren aus. Wie muss es sein in einer Zeit, in der alle zu Hause bleiben sollen, kein zu Hause zu haben?