14.12. – 22.12.2019
Am frühen Vormittag nehmen wir den Bus von Liberia nach Sámara. Der Strandort liegt auf einer Halbinsel im Norden, vier Stunden Fahrt und einmal umsteigen in Nakoya, dann sind wir endlich da. Wir haben ein Hotel am Strand gebucht, mit Balkon so glaubten wir, werden aber leider enttäuscht. Leonie empfängt uns und führt uns in die Wohnung unter dem Balkon. Fast derselbe Strandblick. Das Hotel wird von Franzosen geführt, überhaupt leben hier recht viele Franzosen, auch ältere Semester, die hier einen Teil ihres Lebensabends verbringen. Es scheint genauso viele länger hier lebende Expats zu geben, wie Urlauber. Die Atmosphäre ist ziemlich entspannt und schon nach ein paar Tagen werden wir morgens und abends bei unseren Strandspaziergängen gegrüßt. Wir gehören jetzt dazu.
Weil die Bucht durch ein vorgelagertes Riff wenig Wellen abbekommt, ist Sámara kein Surfstrand. Trotzdem trifft man Surfer, aber mit Kind und Kegel. Soft surfen und Badewasser für das Kind. Prima Kompromiss.
Das beeindruckendste, das wir eines Abends mit einem Surfbrett sehen, zeigt ein junger Mann, der hier zu leben scheint: mit einem kurzen Brett in der Hand steht er am Strand, etwa 10 Meter vor der Wasserlinie und beobachtet die Wellen. Plötzlich läuft er los, mit extremer Beschleunigung, schmeißt sein Brett vor sich auf das Wasser und springt auf. Er surft die Wellen von der anderen Seite. Immer wieder. Ich bin hin und weg.
Meine ersten Tage erlebe ich etwas gedämpft, denn es ist tagsüber ziemlich heiß und ich bin etwas krank geworden. Ich liege also meist im Schatten, erhole mich, lese, während Robert sich den kilometerlangen Strand (bei Ebbe mehr als 7 km) zunächst alleine erobert. Nach zwei Tagen geht es wieder und wir genießen die spektakulären Sonnenauf- und Untergänge gemeinsam.
Der Service im Hotel ist eine Katastrophe, es gibt keine Reinigung, und als für 2 Tage das Wasser ausfällt, keine Information, geschweige denn einen Support. So schleppen wir schließlich selbst Wasser in alten Kanistern aus einem Wasserloch, damit wir auf die Toilette gehen können.
Fünf Tage hatten wir hier geplant, der Wetterbericht verheißt aber Dauerregen und Kälte in La Fortuna, unserem nächsten geplanten Reiseziel. Wir überlegen hin und her und entscheiden uns dann zu bleiben. Wir wechseln allerdings das Hotel, weg vom Strand, mehr in den kleinen Ort hinein. Und dieser Perspektivwechsel eröffnet uns noch einmal neue Welten: Erstens hat der Ort ein paar nette kleine Straßen mit ganz anderer, ruhigerer Atmosphäre, einem kleinen Foodstall mit einem Smoothie-Stand und einem Café und zweitens kann man hier doch wunderbar vegetarisch essen.
Liebe und Leidenschaft
Unser neues Hotel wird von einer Italienerin geführt. Vor sechs Jahren, erzählt sie uns später, ist sie nach einem Urlaub hier hängen geblieben. Und war begeistert vom „Pura Vida„, jenem Lebensmotto der Costa Ricaner, das ganz auf das Positive, das Leben und leben lassen ausgerichtet ist. In jeder Ecke des Hotels gibt es Sätze, die auf dem Weg zum „Pura Vida“ unterstützen sollen oder von Erfahrungen berichten. Alles ist selbst gemacht. Liebe und Leidenschaft, das ist es, was für mich immer wieder den Unterschied macht: Wenn ein Mensch etwas mit Hingabe, Liebe und Leidenschaft tut, ist es fast immer gut. Und das Essen, was hier gekocht wird, ist fantastisch. Obwohl wir damit unser Tagesbudget sprengen, essen wir jeden der vier Abende hier.
Und hier, auf der Straße vor dem Casa Paraiso und nicht im Dschungel kommen wie einer kleinen Horde Brüllaffen (und insbesondere ihrem Anführer) am nächsten. Robert bekommt sogar fast auf den Kopf gepinkelt.
Die andere Seite
Auch die andere Seite des mondsichelförmigen Strandes ist eine Entdeckung. Bei Ebbe ist er scheinbar unendlich breit, kaum bevölkert. Er gibt ganz viel Raum für Körper und Geist. Wir genießen diese Schönheit, die Atmophäre dieses Ortes, die sich nicht allein am Sichtbaren festmachen lässt und der Abschied fällt uns schwer. Für 55 Dollar pro Person buchen wir ein Shuttle, das uns am Sonntagmorgen in den Nebelwald bringen soll. Zwar sind die Wetteraussichten nicht grundlegend besser, aber drei Tage Regen, das schaffen wir schon.
Links
Hotel Casa Paraiso Ahora Si Vegetarian (Costa Rica Sámara) – Booking.com
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