2.12. – 6.12.2019

Die Lagune nahe Granada ist ein Kratersee mit etwa 400 Meter Durchmesser. Sie ist knapp 200 Meter tief und wird zum Teil aus heißen Quellen im See gespeist. Es gibt keine Verbindung zum Nicaragua-See und damit auch nicht zum Meer, daher fast reines Süßwasser, wenn man von den vulkanischen Mineralien einmal absieht. Dazu gehört auch das Schwermetall Arsen, allerdings soll die Konzentration für unsere Gesundheit unbedenklich sein.

Blick auf die Lagune vom Kraterrand aus. Im Hintergrund der Vulkan Mombacho.

Um es vorweg zu nehmen: Roberts Fazit nach gut drei Monaten Reise und einem Tag an der Lagune war: „jetzt habe ich meinen Platz gefunden“. Vielleicht schaffen wir es, euch dieses Gefühl mit ein paar Zeilen nahezubringen, denn Bilder können es nur sehr schlecht. Ein großer Teil der Atmosphäre hat mit der Arbeit von Bella zu tun, der Besitzerin dieses Ortes, mit drei kleinen Häusern in einem wunderbaren Garten, in dem wir die vier Tage im Dezember verbracht haben und in den wir jetzt, Mitte Januar, noch einmal zurückkehren. Ich habe versucht, Bella mit ein paar schönen Fotos zu unterstützen und dabei gemerkt, dass ich kaum schöne Fotos machen kann. Überall war etwas im Weg, lugte etwas Unfertiges durch, sprach der Hintergrund über etwas Anderes als der Vordergrund. Und dennoch haben wir beide diesen Ort als unser Paradies erlebt. Es ist der Geist, die Atmosphäre, die jeder Stein, jede Pflanze, jede Wegbiegung und auch die Angestellten hier verströmen und natürlich auch die wunderbare Natur.

Doch der Reihe nach. Robert hatte Casa Bella bei „Booking“ gefunden. Bella hatte den Transfer für uns organisiert, mit öffentlichen zwar möglich, aber nicht ganz einfach. Wir wurden also von Carlos, dem Taxifahrer des Hauses, vor dem Selina abgeholt und direkt bis vor das Tor gefahren. Es gibt nicht sehr viele Resorts an der Lagune, Neues darf (zum Glück) nicht gebaut werden, und von den wenigen haben viele nach der Tourismuskrise geschlossen. Das Tor geht auf, Bella begrüßt uns persönlich und wir stehen gleich vor dem aktuellen Projekt: einem Tretboot, ganz aus Metall, die beweglichen Teile stammen von alten Fahrrädern, alles schwarz gestrichen, die Sitze kontrastieren mit leuchtendem Pink. Bella führt uns über das Gelände, wechselt dabei vom Schweizer-Deutsch immer wieder ins Englische. Es kommen nicht so viele deutsche Gäste und die Schweizerin hatte sich auf Gespräche in Deutsch gefreut. Zum Schluss sehen wir uns unser Häuschen an. „Casa Smart“ ist ein luftiger, zweigeschossiger Bau aus Holz und ganz leichten, luftigen Materialien. Schlafen werden wir im ersten Stock, an drei Seiten mit schwenkbaren Metall-Lamellen nach allen Seiten offen, sodass sich Licht und Wind nach Belieben lenken lassen. Hier oben weht immer ein leichter Wind, der auf angenehme Art und Weise kühlt. Von hier aus werden wir an den kommenden vier Morgen den Sonnenaufgang über der Lagune erleben. Akustisch begleitet wird das Farbenspiel von verschiedensten Vögeln, die den Tag begrüßen und Brüllaffen, die die Nacht verabschieden.

Wir kochen selbst. Das Haus hat eine kleine Küche und es gibt auch keine Restaurants in der Nähe. (Doch, der Nachbar, Casa Marimba, hat französisch-nicaraguanische Küche. Nicht immer etwas für uns und auch nicht immer für unser Budget passend. Das Tiramisu ist jedenfalls fantastisch). Es tut nach langem Reisen auch gut, das Essen einmal selbst in der Hand zu haben, auch wenn es immer dasselbe, Nudeln mit Gemüse, Tomaten und Eiern, gibt. Die Lebensmittel für drei Tage haben wir mitgebracht. Es gibt aber auch eine kleine Ausstattung: von jedem etwas in klein, inklusive Bier und Chips. Im Preis inbegriffen – einfach guter Service. Da wir spontan eine Nacht verlängern, brauchen wir tatsächlich auch alles auf. Denn der kleine Laden, den es in 500 Metern Entfernung gibt, scheint auch krisengeschüttelt: Es gibt kaum etwas, das wir brauchen können. Zum Haus gehört auch ein kleiner Schattenplatz mit Schaukelstühlen. Hier essen wir oft. Und manches Mal entwickeln sich lange Gespräche mit Bella, die wir sehr genießen. (Worüber wir sprechen, davon erzählen wir vielleicht persönlich).

Das Grundstück liegt am Hang. Auf dem Weg zum Wasser gibt es immer wieder kleine Ecken zum Sitzen, Liegen und Aufhalten. Roberts Lieblingsplatz ist direkt am Wasser: Eine leuchtend rote Miniatur-Hollywood-Schaukel.

Unser Tag beginnt früh immer mit Schwimmen. Morgens gibt es noch keinen Wind und der See ist spiegelglatt, das Wasser glasklar, tiefblau, weich und von angenehmer Temperatur: Sie ist immer gleich und fühlt sich morgens angenehm warm und in den heißen Stunden angenehm erfrischend an. Nur die ersten drei Meter gibt es einen Grund, danach fallen die Wände des Sees steil ab und man hat ziemlich schnell 200 Meter Wasser unter sich. Es gibt eigentlich nichts im Wasser. Keine Pflanzen und wir sehen auch keine Fische. Es gibt auch fast nichts auf dem Wasser. Motorboote sind nicht erlaubt, manchmal kommt ein Kajak aus einem benachbarten Resort, selten sieht man andere Schwimmer. Fast immer haben wir das Gefühl den See für uns alleine zu haben. Gerade morgens, wenn es noch keine Wellen gibt, ein erhabenes Gefühl.

Am letzten Tag ist es so weit: Das Tretboot wird zu Wasser gelassen und Robert darf Probefahren.

Wir lesen, schreiben ein wenig und zum ersten Mal auf dieser Reise ist mein Kopf auch so leer und unbeschwert, dass Ideen für eine neue Arbeit kommen und konkreter werden. Auch wenn Robert und ich dafür unterschiedliche Orte nutzen, fühlen wir uns nie getrennt. Wir fühlen uns hier so wohl, dass wir einen kurzen Moment überlegen, Weihnachten und Silvester hier zu verbringen. Aber bis dahin sind noch ein paar Wochen und zunächst haben wir auch anderes vor: Das Ende der Purísima in Granada erleben als auch Mira und Alex wieder treffen, die wir auf Caye Caulker kennengelernt haben.

Links

Casa Bella

Apoyo Lagoon Natural Reserve – Wikipedia